Warum ich Pazifist geworden bin

'We all live in Amerika' Song von Ramstein, alias Vasall Deutschland

Dr. rer. nat. habil. Wolfgang Doster
'politischer Lebenslauf'
Ich bin kein Politiker, meine desaströsen Erlebnisse mit den deutschen Politikdarstellern haben mich genötigt, aktiv zu werden.
Leider bekam ich mit meinen Befürchtungen recht. Wer auf drei zählen konnte, für den waren die schlimmen Folgen der rigorosen Expansionspolitik der Nato, der Gefährlichkeit der Kernenergie, dem transatlantischen Niedergang der Grünen und der Linken, schon frühzeitig unvermeidlich.
Ich bin 1948 in Stuttgart geboren im Katharinenhospital, das von einer russischen Fürstin gegründet wurde. Aufgewachsen im pietistischen, heiligen Korntal, bekannt für Schulen, Schülerheime, Waisenhäuser, bin ich doch Atheist geworden. Die Templer sind dort noch heute dominant. Schön war meine Jugend durch outdoor Abenteuer bei den Pfadfindern. Jeden Tag eine gute Tat, bis heute auch Sonntags.
Ich habe Physik studiert wie Oskar Lafontaine und Angela Merkel, im Unterschied zu beiden habe ich dieses Fach als Wissenschaftler und habilitierter Dozent 30 Jahre lang vertreten, habe mehr als 100 Artikel in renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften wie 'Nature', publiziert. Als Biophysiker habe ich an verschiedenen Forschungsreaktoren in Garching, Grenoble, Paris und Washington, gearbeitet, habe internationale Vorträge gehalten, in den USA, Brasilien, Japan und Taiwan. Ich bin Gegner sowohl der energetischen wie auch der militärischen Nutzung der Kernenergie, weil sie zwei Seiten einer Medallie sind. Ich bin mit Oskar Lafontaine in die Linkspartei eingetreten und bin mit ihm wieder ausgetreten, nicht wegen ihm, aber aus ähnlichen politischen Gründen.

1967/68 war ich als Wehrpflichtiger bei einer Transporteinheit in Günzburg/Leipheim stationiert, die im Rahmen der nuklearen Teilhabe die Verlagerung von Nuklearsprengköpfen geübt hat. Wir hatten dazu dreiachsige Faun 10-Tonner mit Kran im Einsatz. Im Rahmen der Ausbildung wurden wir mit der Nato-Doktrin 'flexible response' vertraut gemacht, die auf einen konventionellen Angriff des Warschauer Pakts mit Panzern sofort mit einem nuklearen Gegenschlag antworten sollte. Deutschland würde zum atomaren Gefechtsfeld degradiert und nuklear verseucht. Diesen Verrat haben wir dem 'Nazikanzler' Adenauer zu verdanken, der dafür die Wiedervereinigung Deutschlands 1954, ein Angebot Stalins, bei Forderung der Neutralität verhindert hat. Deutschland sollte damals, wie die Ukraine heute, zur Speerspitze gegen die Sowjetunion militarisiert werden. Das ist mit dem Verteidigungsauftrag der Bundeswehr nach dem Grundgesetz nicht in Einklang bringen und ich habe im Dienst den Kriegsdienst verweigert. Das wurde nach einer Gerichtsverhandlung anerkannt. Auch Scholz, Habeck und Özdemir 'waren' mal Kriegsdienstverweigerer, aber ohne Militärdienst. Scholz beschimpft Kriegsgegner mittlerweile als gefallene Engel, die aus der Hölle kommen, Özdemir ist heute Offizier, Habeck war der erste deutsche Politiker, der noch vor der Wahl 2021 in der Ukraine Waffen für die Ukraine gefordert hat. Seit 1968 nehme ich an Friedensdemonstrationen teil, legendär war die Menschenkette zwischen Ulm und Stuttgart 1983. Das war das Jahr des Fast-Atomkriegs aus Anlass der Natoübung 'Able Arger', der den Atomkrieg gegen die Sowjetunion üben sollte. Die aktuellen Übungen haben genau den gleichen Charakter und das gleiche Gefahrenpotential. Die 'flexible response' ist auch heute noch zentraler Teil der Natostrategie, das macht den Ukrainekrieg so gefährlich.

Deutschland kann sich einen militärischen Konflikt gar nicht leisten: Es werden oberirdisch so viele abgebrannte Kernbrennstäbe gelagert, dass wenige konventionelle Bomben genügen würden, um Deutschland für Jahrzehnte unbewohnbar zu machen. In Büchel lagern nicht Atomsprengköpfe, sondern die viel wirksameren Wasserstoffbomben, 'heller als tausend Sonnen' (Prof. Dittfurt). Scholz, eine Adenauerkarikatur und seine Spiessgesellen sind apokalyptische Geisterfahrer: Sie fördern ein Barbarossa 2.0, einen neuen Russlandfeldzug mit ukrainischen Naziemblemen auf deutschen Leopard Panzern. Willi Brandt hat 1968 trotz Einmarsch des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei ('Angriffskrieg'), weiter Friedensverhandlungen geführt, zusammen mit Egon Bahr und Willi Wimmer. Nur so konnte es die deutsche Wiedervereinigung geben.

2018 war ich per Bahn in Moskau und St. Petersburg mit der von Dr. Rainer Rothfuss organisierten Druschba Friedensmission und 50 deutschen Aktivisten. Wir haben Friedhöfe, Gedenkstätten und Schlachtfelder, aber auch Kulturdenkmäler besucht. Immer noch werden deutsche und russische Soldaten des 2. Weltkriegs aus den Schlachtfeldern ausgegraben und in Soldatenfriedhöfen beerdigt. Besonders bewegend waren für mich in St. Petersburg ein russischer Friedhof mit 1 Million Toten durch die Leningradblockade und ein Friedhof mit ca 50 000 deutschen Soldaten, der von einem russischen Priester betreut wird. Das waren alles junge Männer, die Zukunft der Nation. Krieg ist immer auch Genozid. Putin, der auch Angehörige verloren hat, hat ein dramatisches Life-Diorama des russischen Ausbruchskampfs mit Originalwaffen und individualisierten Soldatengesichtern bei St. Petersburg errichten lassen. Aussenminister Gabriel war auch dort. Nach seiner Rückkehr wurde er als Aussenminister plötzlich abgesetzt, ohne Angabe von Gründen.

Die Konfrontationsstrategie des Westens und die resultierende totale Militarisierung verhindern überlebensnotwendige globale Kooperationen gegen die unerbittlich aufziehende Klimakatastrophe. Ich stelle die These auf, dass die Umleitung der finanziellen Mittel von Massnahmen gegen den Klimawandel hin zur Militarisierung ein Hauptmotiv der skrupellosen USA-Elite für die Forcierung des Ukrainekriegs darstellt. Dadurch wird die Erdbevölkerung wehrlos der Hitze, den Dürren, Überschwemmungen und Stürmen ausgeliefert für den Sieg der Ukraine. Panzer werden hier niemandem helfen. Die aktuelle deutsche Politik ist extrem destruktiv und geschichtsvergessen.


by Wolfgang Doster, last changes: Sept 2023